Dienstag, September 19, 2017

Parteien halten Versprechen nicht, geben aber gerne neue – News vom 19. September 2017

Die Zwangspause dieses Blogs dauerte weniger lang als befürchtet – praktisch ein verlängertes Wochenende, an dem ich vor allem "Orange is the New Black" gebinget habe. Heute geht es weiter mit den News, die sich in diesen Tagen angesammelt haben.



1. Die bedauerlichste Meldung ist sicherlich die Auflösung des Vereins "Gleichmaß e.V.", nachdem dessen Akteure bei dem Versuch, Notunterkünfte für männliche Opfer häuslicher Gewalt zu errichten, von den großen politischen Parteien im Stich gelassen worden waren. In einer online veröffentlichten Erklärung heißt es:

Mit der gestrigen Jahresmitgliederversammlung wurde die Auflösung unserer Geraer Initiative "Gleichmaß e. V." per Abstimmung beschlossen. Mit dieser Entscheidung stehen wir als thüringenweit einziges Angebot für Öffentlichkeitsarbeit, Beratung und Hilfe zur Selbsthilfe für gewalt- und trennungsbetroffene Männer und Väter ab sofort nicht mehr zur Verfügung.

(...) Für die Vielfalt der erbrachten Unterstützungen bedanken wir uns an dieser Stelle einmal mehr aufs Herzlichste. Für die Vielzahl der erfolgten Wortbrüche insbesondere der hauptsächlich Thüringer CDU, SPD, Die Linke und die Grünen: eine zunehmende Anzahl der Bevölkerung schaut mittlerweile sehr genau hin, inwieweit sich die Politiker genannter (wie auch anderer Parteien) an ihrem Wort messen lassen können.

Wer sich zur bevorstehenden Bundestagswahl für die Rechte beider Geschlechter, also auch von Männern, stark machen will, sollte darüber nachdenken, seine Stimme der FDP zu geben, die sich mit den "Liberalen Männern" als einzige seriöse Partei glaubhaft für die Stärkung der Rechte von Vätern und von gewaltbetroffenen Männern – um nur diese beiden von zahlreichen programmatischen Punkten zu nennen – ausspricht.




2. Wenigstens versucht die SPD am Vorabend der Bundestagswahl doch noch, ins Männerthema reinzukommen:

Bundesfamilienministerin Katarina Barley (SPD) will Trennungsväter rechtlich besser stellen und auch nach dem Ende einer Partnerschaft gemeinsame Erziehung von Kinder erleichtern. "Wenn eine Beziehung zerbricht, leiden die Kinder darunter am meisten. Wo immer es möglich ist, möchte ich Paare unterstützen, trotz Trennung gemeinsame Verantwortung als Eltern zu übernehmen", sagte sie der Süddeutschen Zeitung. Barley will am Mittwoch erstmals ein Konzept präsentieren, wonach alleinerziehende Väter steuerlich entlastet werden könnten.


Hier geht es weiter. Wenn solche Ankündigungen allerdings unmittelbar vor einer erwarteten Klatsche durch den Wähler erfolgen, halte ich sie für ungefähr so glaubwürdig wie die Versprechungen, die die SPD und Co. "Gleichmaß" gegeben haben.



3. Lucas Schoppe untersucht am Beispiel der SPD und der Grünen, ob die Strukturen, die wir heute als "Rechtspopulismus" kennen, nicht eigentlich erst von den etablierten Parteien groß gemacht worden sind.



4. Jan Fleischhauer wirft der AfD vor, feministische Befindlichkeiten zu übernehmen.



5. Harald Martenstein wundert sich darüber, dass der rot-rot-grüne Berliner Senat die Lehrer der Stadt nach ihrer sexuellen Orientierung fragt.



6. Dr. Linda Nielsen, Professorin für Erwachsenen- und Entwicklungspsychologie an der Wake Forest Universität in Nord Carolina, USA, legt "zehn überraschende Erkenntnisse zum Wechselmodell" vor, das im verlinkten Beitrag "alternierende Obhut" und "Doppelresidenz" genannt wird.



7. "Väter fühlen sich vom Jugendamt benachteiligt" berichtet die "Schwäbische".



8. Im Londoner Hyde Park kam es zu Faustkämpfen zwischen Transgender-Aktivisten und radikalen Feministinnen.



9. Ach, das ist ja doof: Hillary Clinton erteilt den Frauen, die bei der Präsidentenwahl nicht für sie gestimmt haben, keine Absolution.



10. Joe Biden, ehemals Vizepräsident der USA unter Obama, vergleicht diejenigen, die gemeinsam mit der aktuellen US-Erziehungsministerin nach Beschuldigungen sexueller Gewalt faire Verhandlungen an Universitäten durchsetzen wollen, mit Neonazis. Biden vertritt bei Fragen häuslicher und sexueller Gewalt seit jeher eine radikalfeministische Einstellung, bei der Täter und Opfer fein nach Geschlecht getrennt sind.



11. Die liberale Feministin Cathy Young setzt sich weit weniger ideologisiert als Biden mit der "Rape-Culture"-Theorie an US-Unis auseinander. Der Artikel mündet in folgende Frage als Fazit des Artikels:

If rape culture in America is real, why does the case for it rest on so much fabulism?




12. In Australien werden männliche Grundschullehrer in 50 Jahren ausgestorben sein. (Bei uns vermutlich auch, aber in Australien liegt eine Studie über diese Entwicklung vor.)



13. Die Post. Vergangene Woche hatte ich einen Artikel mit folgender Meldung verlinkt: "45 Prozent der Schwedinnen wären lieber Vollzeitmütter statt zu arbeiten" Einer meiner skandinavischen Leser schreibt mir dazu:

Das ist nicht ganz wahr. Ich bin dem nachgegangen und habe dann diese Analyse aus dem Jahr 2011 gefunden:

Hier steht:

Das Online-Magazin Familjeliv.se [Familjeliv = Familienleben] machte 2011 eine Umfrage unter seinen Leserinnen. Sie erhielten 9.500 Antworten von 70.000 Frauen. Davon erklärten 45 %, dass sie gern Vollzeitmütter wären, wenn es eine Möglichkeit dafür gäbe.

Angeregt davon führte am selben Tag die Zeitung "Aftonbladet" eine Umfrage auf ihrer Webpage durch. Rund 18.000 Frauen antworteten dort, und 55 % von ihnen erklärten, dass sie auch gern Vollzeitmütter wären.

Das Problem mit diesen zwei Umfragen ist, dass die Antworten nicht repräsentativ waren. Die Frauen, die Familjeliv.se lesen, sind vermutlich überdurchschnittlich in Famlienleben interessiert.

Am nächsten Tag hat die Organisation Novus eine Umfrage durchgeführt. Sie verfügt über ein permanentes repräsentatives "Sverigepanel" [Schwedenpanel], und dessen Mitgliedern wurde dieselbe Frage gestellt. 1002 Personen im erwerbstätigen Alter haben geantwortet. 27 % der Männer sagten, sie wären gern Vollzeitväter, und 29 % der Frauen sagten, sie wären gern Vollzeitmütter.

Damit gibt es viele schwedischen Frauen, die gern Vollzeitmütter wären, aber in einer repräsentativen Stichprobe sind es kaum 45 %.

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