Freitag, Februar 02, 2018

Allensbach: Die meisten Männer halten MeToo für übertrieben – News vom 2. Februar 2018

1. Einer Allensbach-Umfrage zufolge halten die meisten Männer die MeToo-Kampagne für übertrieben:

Die Diskussion über sexuelle Belästigung schießt in den Augen vieler Deutscher über das Ziel hinaus. Laut einer Allensbach-Umfrage für die Frankfurter Allgemeine Woche, die am Freitag erscheint, finden 45 Prozent der Deutschen die Debatte übertrieben. Das Institut fragte 1400 Personen: "Neulich sagte jemand: ‚Die ganze Debatte über sexuelle Belästigung schießt etwas über das Ziel hinaus. Bald müssen Männer ja Angst davor haben, Frauen Komplimente zu machen.‘ Sehen Sie das auch so, oder sehen Sie das nicht so?" 36 Prozent der Befragten gaben an, das nicht so zu sehen, die übrigen 19 Prozent waren unentschieden. Unter den Männern finden 53 Prozent die Debatte übertrieben. Selbst 38 Prozent der Frauen sagten, die MeToo-Debatte gehe ihnen zu weit.


Wenn man bedenkt, dass Menschen in Umfragen eher Antworten geben, die sie für sozial erwünscht halten, und dass die Leitmedien weit überwiegend zugunsten MeToo berichten, sind diese Zahlen bemerkenswert.



2. Gestern berichtete Genderama darüber, dass die Manchester Art Gallery das Ölgemälde "Hylas und die Nymphen" im Zusammenhang mit der MeToo-Debatte abhängte. Heute machen das auch viele Leitmedien zum Thema, so die Frankfurter Allgemeine auf ihrer Titelseite.

Die Deutsche Welle berichtet über die Reaktionen:

"Hängt das Bild wieder auf. Das erinnert so sehr an Zensur, an Faschismus und 'degenerierte Kunst'", schrieb ein User auf Twitter und sprach damit vielen aus der Seele.

Kuratorin Clare Gannaway weist die Zensurvorwürfe scharf zurück. Man wolle im Gegenteil eine Debatte auslösen, wie Bilder in der heutigen Zeit gezeigt werden sollten, erklärte sie am Donnerstag in einer Pressemitteilung. "Diese Galerie präsentiert den weiblichen Körper als entweder 'passiv-dekorativ' oder 'femme fatale'. Lasst uns diese viktorianische Fantasie herausfordern!" Und erklärte dann, das Abhängen sei Teil einer eigenständigen Kunst-Performance gewesen. An der Stelle, an der das Gemälde hing, sollen Museumsbesucher jetzt ihre Diskussionsbeiträge auf kleinen Zetteln an die Wand pinnen. Auch im Internet könne man sich unter dem Hashtag #MAGSoniaBoyce zu der Aktion äußern.

Das tat zum Beispiel diese Userin mit scharfen Worten: "So etwas als Kunstaktion zu deklarieren, verschleiert nicht den autoritär erhobenen moralischen Zeigefinger als Teil eines um sich greifenden puritanischen, tyrannischen und intoleranten Feminismus. Das ist gefährlich und hat nichts mit dem Feminismus zu tun, mit dem ich aufgewachsen bin."

Ein andere User schrieb: "Das Entfernen eines Gemäldes ist genauso wenig eine Kunstaktion wie das Verbrennen eines Buches ein Literaturevent."


Die Süddeutsche Zeitung öffnet den Blick darauf, dass das Abhängen dieses Gemäldes keinen Einzelfall darstellt:

Philipp Demandt, der Leiter des Städel-Museums, der Liebieghaus-Skulpturensammlung und der Kunsthalle Schirn in Frankfurt, gab derweil zu bedenken, dass die "Museen bald leer" wären, mache man "die Tugendhaftigkeit des Künstlers zum Maßstab". Museen sollten Konflikte thematisieren, die für das Verständnis des Werks wichtig seien.




3. Das angeblich "sexistische" Gedicht Eugen Gomringers soll jetzt an die Fassade des Stadtmuseums von Rehau, Gomringers fränkische Heimatstadt, geschrieben werden. Dies teilte der dortige Bürgermeister Michael Abraham (CSU) gestern mit.



4. Im Formel-1-Motorsport wurden jetzt die sogenannten Grid Girls abgeschafft: ansprechende gekleidete Frauen, die Autorennen optisch reizvoller machen sollten. Jetzt gibt es an dieser Entscheidung Kritik, wie die Frankfurter Allgemeine berichtet:

Der Schritt sorgte für Kritik bei Fans, Fahrern und bei den Grid Girls selbst. "Wir haben deswegen unsere Jobs verloren", beklagte Lauren-Jade Pope in der "Sun". "Es sollte doch unsere Entscheidung sein, als was wir arbeiten." Das frühere Grid Girl Lizzie Cundy berichtete beim Sender itv, es sei "wahrscheinlich der beste Job“, den sie je gehabt habe. "Wir hatten so viel Spaß", erklärte Cundy. "Niemand hat uns dort herabgesetzt oder belästigt. Es war einfach nur eine tolle Zeit."


Was die FAZ natürlich nicht berichtet, ist, dass scharfe Kritik auch Feministinnen trifft: Sie hätten "wichtiges Einkommen wegen Feministinnen verloren, die immer alles besser wissen" zitiert der "Business Insider" eine der protestierenden Frauen. Eine andere Frau, die jetzt arbeitslos geworden ist, erklärt, es sei "lächerlich, dass Frauen, die behaupten, für Frauenrechte zu kämpfen, sagen, was andere tun dürfen und was nicht und uns davon abhalten, einen Job zu erledigen, den wir lieben und auf den wir stolz sind. Die politische Korrektheit ist irre geworden."



5. Die durch Frauenproteste veranlasste Überprüfung der Gehaltstrukturen bei der britischen BBC führt zu einem unerwarteten Resultat:

Der gestern angekündigte "faire und transparente" Rahmen wird einer größeren Anzahl von Männern als Frauen zugute kommen. Analyse durch die Auditoren PwC identifizierte 98 männliche Moderatoren und 90 weibliche Moderatoren, die Anspruch auf eine Erhöhung haben, weil ihre Gehälter unter den neuen Gehaltsspannen für ihre Rollen liegen.




6. Auch Island möchte jetzt die Beschneidung von Jungen verbieten. Wer das aus religiösen Gründen tue, dem soll eine Haftstrafe bis zu sechs Jahren drohen. Dafür plädiert ein Bündnis von Abgeordneten aus fünf Parteien.

In Deutschland war ein entsprechender Schutz von Jungen vor einigen Jahren gescheitert. Bundeskanzlerin Merkel hatte erklärt, dass man sich damit zur "Komikernation" machen würde.



7. Nachdem bei den diesjährigen Grammy-Verleihungen die weiblichen Popstars eher blass aussahen, gab es von dem Verantwortlichen für diese Verleihung erstaunlicherweise keine Selbstgeißelung wegen Sexismus, sondern die Aufforderung, Frauen sollten hier mal einen Zahn zulegen. Erwartungsgemäß fordert eine Gruppe einflussreicher Frauen jetzt seinen Rücktritt. Vor allem die Sängerin Pink zeigte sich angepisst: "Das letzte Musikjahr GEHÖRTE den Frauen. So wie jedes Jahr davor."



8. In Großbritannien verbrachte ein weiterer Mann nach einer Falschbeschuldigung wegen Vergewaltigung drei Monate unschuldig im Knast. Von den Ermittlungsbehörden zurückgehalten wurden enthüllende Textnachrichten des vermeintlichen Opfers wie etwa "Ich bringe nicht nur Unordnung in sein Leben, ich werde es ruinieren, LOL". Wie fast immer in solchen Fällen wird der Name des Opfers in den Medien verbreitet, die Täterin bleibt in ihrer Anonymität geschützt.

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